BUND Kreisgruppe Krefeld

Offener Brief: Wasserschutzgebiete und Wasserversorgungskonzept Krefeld

09. August 2018 | Flüsse & Gewässer, Klimawandel, Nachhaltigkeit, Naturschutz, Suffizienz, Wasser

Ein Schreiben an die Umweltministerin von Angelika Horster. Eine Position des BUND Krefeld.

Die Wasserversorgung in Krefeld muss gesichert sein. Die Wasserversorgung in Krefeld muss gesichert sein.  (_Alicja_/Pixabay)

Sehr geehrte Frau Ministerin Heinen-Esser,

im Juli wurde endlich von der Stadt Krefeld der Entwurf zum Wasserversorgungskonzept vorgestellt.

Diesem ist u. a. zu entnehmen, dass wesentliche Wassergewinnungsanlagen in Krefeld nicht unter Schutz gestellt sind. Da insbesondere der größten Gewinnungsanlage - Forstwald - mit 5,4 Mio m3 Wasserrecht zum einen der Schutz durch eine Interglazialschicht fehlt, andererseits qualitätsmindernde Einflüsse durch Altlasten, Pestizideintrag und Versiegelung und Bebauung drohen, halten wir die Unterschutzstellung für dringendst erforderlich.

Die Stadt argumentiert, dass das Schutzzonenverfahren von Seiten der Bezirksregierung nicht eingeleitet wurde (Entwurf S20). Begründet wird dies von Seiten der Bezirksregierung mit Personalknappheit.

Angesichts der drohenden und teilweise bereits eingetretenen Qualitätseinbußen durch o. g. Einflüsse, aber auch angesichts der anhaltenden Trockenheit wird deutlich, dass dem Gewässerschutz - und hier v. a. dem Grundwasserschutz - höhere Bedeutung beigemessen werden muss. So kann die Stadt Krefeld zB nicht auf Wasserreserven in Talsperren zurückgreifen.

Zu den Auswirkungen des Klimawandels wird lapidar festgestellt (S.35), dass in der fernen Zukunft Extremwerte auftreten könnten, die zu einem Grundwasserressourcenengpass in den Sommermonaten führen. Allerdings werden aus diesem nicht zukünftigen, sondern bereits gegenwärtigen Engpass keine Maßnahmen generiert. 

Auch basiert das Versorgungskonzept auf Zahlen bis 2015. Nach Einsicht in ELWAS gehen wir davon aus, dass auch aktuellere Zahlen, die zumindest seit 2017 bereits einen Trend zur Trockenheit ableiten lassen, vorhanden sind.

Vor dem Hintergrund, dass die Stadt die Einwohner um Wasserspenden für die Straßenbäume bitten musste, stellt sich die Frage, ob das durch die mangelnde Wasserversorgung in Krefeld zunehmende Baumsterben nicht absehbar war und entsprechende Maßnahmen und Ausstattung hätten vorgehalten werden müssen.

Die unzureichend beschriebenen Notfallmaßnahmen (Entwurf S.21 - 23.61) beziehen sich auf die Nutzung anderer in Betrieb befindlicher Brunnen- die aber bei Trockenheit genauso versiegen.

Von ungenutzten Ressourcen (S.38) kann keine Rede mehr sein, wenn einerseits eine höhere Nachfrage besteht und andererseits die industriellen Wasserrechte weder genau beziffert noch eingeschränkt werden.

Wir bitten Sie nun,

a) Für eine schnellstmögliche Bearbeitung und Ausweisung von Wasserschutzgebieten zu sorgen. Dies könnte u.a. dadurch erfolgen, dass Anträge, die weitere Gewässerverschmutzung genehmigen sollen, später behandelt werden, oder Mitarbeiter aus anderen Fachbereichen wie z. B. den Immissionsschulzbehörden die Mitarbeiter aus dem Bereich Wasser bei den Wasserschutzzonen-verfahren unterstützen und somit keine weiteren Entnahmen und Verschmutzungen genehmigt werden, bevor der Grundwasserschutz und damit auch dieTrinkwasserqualität nicht gesichert sind.

b) Den von der Stadt Krefeld vorgelegten Entwurf zur gründlichen Überarbeitung zurückweisen zu lassen. Dabei sollte diese Überarbeitung nicht - wie im Umweltausschuss mitgeteilt - allein im nichtöffentlichen Kreis der AÖR stattfinden, sondern hier auch eine Beteiligung der anerkannten Naturschutzverbände erfolgen. Dieses Vorgehen entspräche auch dem Anliegen der EU-Kommission, die ohnehin dieGewässerqualität in NRW und anderen Bundesländern bemängelt und dazu Klageeingereicht hat.

In der Hoffnung auf Ihre Unterstützung und mit freundlichen Grüßen

Angelika Horster 

Kontakt: angelika.horster@bund.net

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